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Den Markt gemeinsam erschließen

07.12.2023

Die große Bioschweine-Tagung wurde gemeinsam vom Aktionsbündnis Bioschweinehalter Deutschland sowie der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und der Landesvereinigung Ökologischer Landbau Schleswig-Holstein und Hamburg organisiert.

In seinem Grußwort wies Dr. Peter Boysen, Vorstand der Landesvereinigung Ökologischer Landbau Schleswig-Holstein und Hamburg, darauf hin, dass man den Markt „nicht nur erschließen, sondern auch erobern“ muss. „Wenn wir mehr Bio-Fleisch verkaufen wollen, müssen wir andere vor dem Hintergrund sinkender Verbräuche verdrängen“, erklärte Boysen daher auch.

Dirk Kock-Rohwer, Agrarpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Landtag, verwies auf den Koalitionsvertrag: „Der Anteil des ökologischen Landbaus an der Fläche soll verdoppelt werden und das funktioniert nur, wenn wir den Absatz für Bio-Produkte schaffen.“ Ein großer Hebel könne dabei die Außer-Haus-Verpflegung (AHV) sein, wo der Bio-Anteil nur 1 % betrage. „Köche müssen wieder richtig kochen und daran auch Spaß haben. Verbraucher werden auch künftig noch Fleisch essen, aber aus einer besseren Haltung“, betonte daher Kock-Rohwer.

Umsatzsteigerung beim Discounter

In den ersten zehn Monaten dieses Jahres waren die Discounter die Gewinner, wie Diana Schaack von der AMI berichtete. Sie konnten mit Bio-Frische-Produkten ihren Umsatz um fast 8 % steigern, während der Naturkostfachhandel im gleichen Zeitraum ein Minus von 7,5 % einfuhr. Dabei geht der Umsatzanstieg vor allem auf Preiserhöhungen zurück, während die Mengen kaum gesteigert wurden. „Für konventionelle Produkte fielen die Preissteigerungen fast doppelt so hoch aus wie bei ökologischen“, betonte Schaack. Listungen neuer Bio-Produkte brachten den Discounter aber auch zusätzlichen Absatz in einigen Bereichen. Aldi Süd hat beispielsweise mittlerweile 35 Bio-Wurstartikel. Die Nachfrage nach Bio-Fleisch ist von Januar bis August 2023 um 3 % zurückgegangen mit jedoch großen Unterschieden zwischen den einzelnen Produkten. Während Bio-Rindfleisch ein Plus von 7 % aufwies, ging die Absatzmenge von Bio-Schweinefleisch im gleichen Zeitraum um 7 % zurück. „Der Rückgang des Bio-Schweinefleischkonsums ist Folge verringerter Tierbestände und nicht ein Zeichen von Absatzproblemen“, wie Schaack herausstellte: „Der Bio-Schweinefleischmarkt ist fast der einzige unterversorgte Markt.“

Die Erzeugerpreise für Bio-Schweine seien weiter sehr stabil und völlig unabhängig vom konventionellen Marktgeschehen, freute sich Schaack. Aktuell stehen E-Schweine bei 4,38 € und pauschal abgerechnete Schweine bei 4,24 €. Die Knappheit bei Bio-Ferkeln zeige sich mittlerweile auch in leichten Preiserhöhungen. Die Bio-Mischfutterpreise sind deutlich gesunken und entlasten damit die Kostenseite. Mit 182 000 Bio-Mastschweinen hatten sich laut Schaack im Jahr 2022 die Bestände leicht erhöht, aber aktuell sei ein Rückgang zu verzeichnen. Hinzu komme eine Verringerung der Importe.

Langfristige Partnerschaften

Friland ist schon seit mehr als 30 Jahren im Biofleisch-Markt unterwegs und gehört zum Danish Crown Konzern, wie der Geschäftsführer des Unternehmens, Marian Mohrmann, berichten konnte. „Intern haben wir ein Leitbild entwickelt, um Partnerschaften auf der Basis von Langfristigkeit und Kontinuität“ zu entwickeln“, betonte Mohrmann. Es werde auch dänisches Bio-Fleisch nach Deutschland exportiert, da der Markt in Dänemark zu klein sei. Dort gibt es Friland auch als Marke. In Deutschland arbeitet Friland nach Angaben von Birte Friedrichsen, zuständig für den Einkauf, mit Landwirten aus Norddeutschland und schwerpunktmäßig mit Verbandsbetrieben zusammen. „Die AHV ist ein großes Hoffnungsthema auch für uns“, hob Friedrichsen hervor. „In Dänemark hat sich der Absatz von Bio-Fleisch in den Kantinen nicht nur verdoppelt, sondern mittlerweile sogar verdreifacht“, sieht Friedrichsen auch in Deutschland großes Potenzial. Daher sei man auch offen für neue Partnerschaften, denn „bei den geringen Marktanteilen ist noch viel Luft nach oben“.

Andreas Meyer ist bei Goldswien, dem eigenständigen Viehhandel der Edeka Minden-Hannover, für den Einkauf von Bio-Schweinen zuständig. Die Landwirte erhalten bei Goldswien Lieferverträge mit einer Laufzeit von fünf Jahren und 100-prozentige Abnahmesicherheit. Bei der Bezahlung wurde von der pauschalen Abrechnung zu einer Maske nach Muskelfleischanteil gewechselt, um „die Spreizung der Qualitäten geringer halten“. Als Genetik wird als Endstufeneber Pietrain vorgegeben, da man mit Duroc keine guten Erfahrungen gemacht habe. „Wir weiten der Erfassung von Bio-Schweinen aus“, zeichnete Meyer ein positives Bild. Goldswien verlangt zwar keine Verbandsmitgliedschaft, aber Betriebe wie Schlachthöfe müssen sich vom Deutschen Tierschutzbund und nach QS zertifizieren lassen.

Solidarisch vermarkten

„Gelingt im Bio-Schweinemarkt der Spagat zwischen großen und kleinen Strukturen?“, fragte Nils Dreyer von der Vermarktungsgesellschaft Bioland-Schleswig-Holstein zu Beginn. Der Erzeugerzusammenschluss steht für 70 Mitgliedsbetriebe und zählt insgesamt 350 Lieferanten. Mit nur 4 000 vermarkteten Bio-Schweinen handelt es sich jedoch um einen kleinen Bereich. „Wir haben größere wie kleinere Betriebe als Partner. Ab fünf Schweinen je Betrieb werden sie abgeholt“, legte Dreyer die Strategie dar. Bei weniger als fünf Schweinen gäbe es die Möglichkeit der Selbstanlieferung bei einem mittelständischen Schlachthof in Elmshorn. „Preise und (Vor-)Kosten sind für alle gleich als Zeichen der Solidarität“, führte Dreyer weiter aus. Der Strukturwandel in der Bio-Branche ähnele der Entwicklung im konventionellen Markt vor 30 bis 50 Jahren. Direktvermarktung und Naturkosthandel verlieren einen Teil der Exklusivität. Daher müssten sich langfristig auch kleinere Erzeugergemeinschaften zusammenschließen. „Schlussendlich greifen die Mechanismen der Marktwirtschaft. Wachstum und Veränderung sind normale Begleiterscheinungen“, fasste Dreyer zusammen.

Viel Rind für die AHV

Christoph Dahlmann ist Geschäftsführer von Biofleisch NRW, einer als Genossenschaft organisierten Erzeugergemeinschaft im westfälischen Bergkamen, der 120 Erzeugerbetriebe ausschließlich von Anbauverbänden angeschlossen sind. 8 000 bis 10 000 Bio-Schweine werden im Jahr verarbeitet und vermarktet und das zunehmend auch über AHV. „Hier sind wir rindfleischlastig“, dämpfte Dahlmann zunächst die Erwartungen und berichtete dann von dem Leuchtturmbeispiel LWL-Kliniken in Lengerich und Münster“ Die Kliniken hatten überraschenderweise zunächst mit Bio-Schweinefleisch begonnen, um damit der Problematik mit dem MRSA-Keim zu entgehen. Preislich müsse es nicht teurer sein, wenn man eine geschickte Menüplanung vornehme. „In Schul- und Kita-Kantinen wird es wegen der Kinder aus den verschiedensten Glaubensrichtungen schwierig, aber in Berufskantinen gibt es ein großes Potenzial“, gab Dahlmann einen positiven Ausblick.


Christian Wucherpfennig,

Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

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